„Der seelige Capell Meister Rosetti war mein Schwager“
Georg Feldmayr – neue Beiträge zur Biographie
von Günther Grünsteudel
Getauft in Pfaffenhofen (Ilm), † in Hamburg, Komponist, Geiger und Tenorist.
Der vor 170 Jahren verstorbene Georg Feldmayr – Nachfolger Antonio Rosettis als Kapellmeister der Wallersteiner Hofkapelle und eine durchaus „schillernde“ Persönlichkeit – zählt unter den Musikern am Hof des Fürsten Kraft Ernst (1748-1802) zu denen, über welche die Musikgeschichtsschreibung fast völlig hinweggegangen ist. Die Nachschlagewerke des 19. Jahrhunderts widmen ihm meist nur wenige dürre Zeilen, in den heutigen Musiklexika taucht sein Name – abgesehen von einer Ausnahme – überhaupt nicht auf 1. Außer dem Flötenkonzert in G-Dur, das um 1800 bei André in Offenbach herauskam 2, ist keines seiner Werke je im Druck erschienen. Dem Musik- interessierten stehen abgesehen von einer inzwischen vergriffenen Aufnahme eines Konzerts für zwei Hörner keinerlei Einspielungen seiner Musik zur Verfügung 3. Und dennoch wird man, sieht man sich einzelne seiner Kompositionen genauer an, das eben genannte Doppelhornkonzert etwa oder auch die Bläserpartiten, den Verdacht nicht los: Hier wäre ein Komponist zu entdecken, dessen Musik dies durchaus lohnen würde. Der folgende Beitrag versucht, etwas mehr Licht in Feldmayrs nur bruchstückhaft überliefertes Leben zu bringen. Aufgrund von Nachforschungen in einer Reihe von Archiven konnte der bisherige Kenntnisstand erfreulicherweise in mehreren Punkten korrigiert und erweitert werden.
1 Hierzu zählt leider auch die Neuausgabe der Enzyklopädie „Die Musik in Geschichte und Gegenwart“ (2MGG). Die erwähnte Ausnahme ist Sterling E. Murrays kurzer Artikel in der 2001 erschienenen Neuauflage des New Grove Dictionary of Music and Musicians (2New Grove, Vol. 8., 2001, S. 654), der allerdings eine Reihe von Falschin- formationen enthält, die auf Ludwig Schiedermair: Die Blütezeit der Öttingen-Waller- steinschen Hofkapelle, in: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft 9 (1907/08), S. 97 f., und Jon R. Piersol: The Oettingen-Wallerstein Hofkapelle and its Wind Music. Diss. Univ. of Iowa 1972, S. 359-374, zurückgehen, die beiden einzigen musikhistorischen Arbeiten, die sich je mit Feldmayrs Leben beschäftigt haben.
2 Répertoire International des Sources Musicales. Einzeldrucke vor 1800, Bd. 3. Kassel 1972, S. 14 (F 195).
3 Die Interpreten des einen von zwei erhaltenen Konzerten für zwei Hörner in F-Dur waren Ab Koster und Jan Schroeder sowie die Deutschen Bachsolisten unter der Leitung von Helmut Winschermann. Die Aufnahme entstand 1979 für RCA und wurde 1997 vom Label Capriccio auf CD wieder veröffentlicht.