Gottlob Julius Eduard Pohle

Er wurde am 8.10. 1817 in Raguhn (bei Dessau) geboren und starb am 30.10.1875 in Sondershausen

Eduard Pohle


Eduard Pohle war der Sohn des Gastwirts Friedrich Pohle und seiner Frau Rosine geb. Franz  (andere Quellen nenne Rosalie geb. Zwarg). Sein Vater betrieb in Raguhn den Gasthof "Zum schwarzen Adler".

Pohles Lehrer war wahrscheinlich der Raguhner Stadtmusiker Johann Gottfried Ludwig Fuchs. Dessen Sohn, Christian Heinrich Fuchs (1791 - 1849) spielte im Gewandhaus von 1808 - 1814 als Hornist.

Im Gewandhausorchester

war Pohle vom 15.9.1841 bis zum 15.2.1853. Er übernahm von C.G. Pfau die Position des 1. Horns. Am Anfang muss sein Eifer wohl etwas gebremst gewesen sein, seine Aufnahme in den Pensionsfond verzögerte sich und es wurde beschlossen: "... wegen des Waldhornisten Pohle dessen Fleiß noch einen ferneren Sporn braucht ....  mit der Aufnahme desselbst ins Institut noch zu warten."
Konzertzettel 1850
Am 25.2.1850 spielte er mit den Hornisten Joseph Jehnichen ( - 1852), Eduard Julius Leichsenring (1810 - 1878) und Carl Heinrich Conrad Wilke (1811 - 1856) das Concertstück für 4 Hörner von Robert Schumann. Von Schumann für Ventilhörner komponiert, blies Pohle den 1. Hornpart auf seinem ihm vertrauten Naturhorn. Die Aufführung scheint nicht ganz unproblematisch gewesen zu sein. Ein Eintrag auf einem weiteren Konzertzettel notiert: "zu schwer, zu lang".

Die "Neue Zeitschrift für Musik" Nr.28 vom 5. April 1850 berichtet von dieser Aufführung jedoch nichts Negatives.
NZM 1850

Dieses Concertstück für 4 Hörner von Schumann wird von Pohle noch mehrfach aufgeführt, so am 20.9.1868, 24.7.1870, Oktober 1871 in Sondershausen, sowie am 7.12.1872 in Leipzig (Solisten: Pohle, Bauer, Franke und Barthel)

Am 23.11.1852 bewarb er sich um die Stelle des 1. Horn der Hofkapelle in Sondershausen. Ein Empfehlungsschreiben des Leipziger Theaterkapellmeisters Josef Netzer nach Sondershausen teilt mit: Herr Pohle, 34 Jahre alt, mit Frau und 4 Kindern verlangt ein lebenslängliches Gehalt von 450 Thaler nebst dem Titel Kammermusicus, gedenkt wohl noch 20 Jahre das erste Horn zu blasen und wenn er dann nicht mehr genügendes leisten sollte, könne er bei der Violine verwendet werden, die er immerfort nebstbei üben wolle.

1853 ging er nach Sondershausen, 1872 wurde er zum Kammervirtuosen ernannt.

Am 27.10.1844 heiratete Pohle in Raguhn  Dorothee Louise Pauline Rogge. Diese stammt ebenfalls aus Raguhn.

Das Kirchenbuch in Sondershausen vermerkt:

„Fürstlicher Cammervirtuos“, starb am 30.10.1875 an einem Magenleiden. Bei seinem Ableben wird vermeldet, er habe 6 Kinder, 4 Söhne und 2 Töchter gehabt, von denen die vier ältesten Kinder in Leipzig geboren wären.

Todesanzeigen in der Zeitung "Der Deutsche", Sondershausen 1875:

Todesanzeige

Danksagung
Kinder:

  • Julius Hermann Pohle (1845 - 1899)
  • Therese Auguste Elise Pohle (1847 - 1914)
  • Ida Pohle (1849 - 1914)
  • Felix Pohle (1853 - 1879)
  • Alwine Henriette Wilhelmine Hermine Maria Pohle (1856 -1857)
  • Friedrich Thilo Franz Edmund (1858 - 1932)
  • Rudolf Pohle (?)

Pohle trat als Solist im Gewandhaus zu Leipzig neben dem Concertstück von Schumann noch mit folgenden Werken auf:

  • 23.12.1841  Peter v. Lindpaintner - Romanze und Rondo für Waldhorn
  • 23. 3.1843   Heinrich Fuchs - Concertino für Waldhorn
  • 17. 2.1848   Carl Eisner - Concertino für Waldhorn (ROM 270)
  • 17. 1.1850   Adolphe Adam - Concertino für Waldhorn

in Sondershausen hatte Pohle zahlreiche Auftritte, hier die bisher von mir ermittelten Auftritte, welche durch die Konzertanzeigen der "Concerte im Loh" im Sondershäuser Tageblatt "Der Deutsche" belegt sind:

  • 25.9.1853   Peter v. Lindpaintner - La Chasse, Rondo für 2 Hörner und Orchester (zusammen mit Kammermusiker Mayer)
  • 23.7.1854   Carl Eisner - Szene und Arie für chromatisches Waldhorn
  • 8.7.1855    Diethe - Romanze für chromatisches Waldhorn
  • 22.7.1855   Peter v. Lindpaintner - La Chasse, Rondo für 2 Hörner und Orchester (zusammen mit Kammermusiker Mayer)
  • 26.8.1855   Josef Rudolf Lewy - Divertissement für chromatisches Horn
  • 13.7.1856   Diethe - Romanze für chromatisches Waldhorn
  • 5.7.1857     Diethe - Concertino für chromatisches Waldhorn
  • 6.6.1858    Carl Eisner - Variationen für chromatisches Horn
  • 26.6.1859   Carl Eisner - Szene und Arie für chromatisches Waldhorn
  • 26.8.1860   Carl Eisner - Variationen für chromatisches Horn
  • 30.9.1860   Baumann - Grand Duo für Horn und Flöte  (mit Kammermusiker Heindl)
  • 23./30.6.1861   König - Concert für chromatisches Horn
  • 15.9.1861   Kuntze - Concert für Horn
  • 20.7.1862   Kuntze - Concert für chromatisches Horn
  • 31.5.1863   Carl Eisner - Szene und Arie für chromatisches Waldhorn
  • 26.7.1863   Peter v. Lindpaintner - La Chasse, Rondo für 2 Hörner und Orchester (zusammen mit Militärhautboist Schröter)
  • 12.6.1864   Josef Rudolf Lewy - Concertino für chromatisches Horn
  • 23.7.1865   Klauer - Melancholie für Horn
  • 4.8.1867     Klauer - Melancholie für Horn
  • 9.8.1868     E. Stein - Introduction und Polonaise für Horn über Motive aus dem Freischütz
  • 20.9.1868   Robert Schumann - Concertstück für 4 Hörner (Solisten: Pohle, Bauer, Franke und Barthel)
  • 30.5.1869   Robert Schumann - Concertstück für 4 Hörner (Solisten: Pohle, Bauer, Franke und Barthel)
  • 27.6.1869   Carl Eisner - Szene und Arie für chromatisches Waldhorn
  • 24.7.1870   Robert Schumann - Concertstück für 4 Hörner (Solisten: Pohle, Bauer, Franke und Barthel)
  • 20.8.1871   Robert Schumann - Concertstück für 4 Hörner (Solisten: Pohle, Bauer, Franke und Barthel)
  • 25.8.1872   Robert Schumann - Concertstück für 4 Hörner (Solisten: Pohle, Bauer, Franke und Barthel)
  • 7.12.1872   Robert Schumann - Concertstück für 4 Hörner (Solisten: Pohle, Bauer, Franke und Barthel) in Leipzig

Quellen: Konzertzettelsammlung der Städtischen Bücherei Leipzig, , Hans-Rainer Jung: Das Gewandhausorchester, Faber & Faber 2006, "Der Deutsche" - Tageblatt von Sondershausen, Jahrgänge 1853 - 1875

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