Rudolph (Rodolphe), Johann (Jean) Joseph, * 14. Okt. 1730 in Straßburg, † 12. Aug. 1812 in Paris.

Vermutlich erhielt er von seinem Vater Theodor Peter Rudolph in Straßburg ersten Unterricht auf der Violine und dem Horn. Etwa nach 1744 studierte er Violine bei J.M. Leclair in Paris und wurde anschließend Violinist in den Kapellen von Bordeaux und Montpellier. Um 1754 ging er nach Parma, wo er  bei Tommaso Traetta Kompositionsunterricht hatte.

Jean-Joseph Rodolphe 1759

 Rodolphe wendete sich jedoch ganz dem Horn zu und  erhielt 1758 eine Anstellung als Hornist in der herzogl. Hofkapelle in Parma.

Der Maler Louis-Gabriel Blanchet (1705 - 1772) porträtierte Rodolphe 1759 mit seinem Horn. (Dieses Bild ist in einer Privatsammlung und kam 2010 zur Versteigerung)

Ende 1760 wurde er Mitglied der württ. Hofkapelle in Stuttgart und Ludwigsburg (1761 Kammervirtuose und Ballettkompositor!) unter N. Jommelli, bei dem er seine Studien in Komposition fortsetzte.

1761 kam im 2. Zwischenakt von Jommellis Oper L'Olimpiade Rodolphes Ballett Renaud et Armide zur Aufführung. 1762 folgten als Zwischenakte zu Jommellis Semiramide riconosciuta die Ballette Psyche et l'Amour und La Mort d'Hercule. Als Solist trat er bei Hofkonzerten mit dem Horn hervor, so am 19. Febr. 1763 mit P. Nardini, A. Lolli und den beiden Oboisten Plà:

»Herr Rudolph zwang die Zuhörer durch die harmonischen und sanften Töne, die aus seinem Waldhorn erschalleten, zum Erstaunen. Die ganze Versammlung blieb, so lange er sich hören ließ, in einer unbeschreiblichen Verzückung«

Zu Jommellis Didone komponierte er 1763 das Ballett Médée et Jason, das 23 Auff. erreichte. Noch während seiner Tätigkeit am württembergischen Hof knüpfte er Verbindungen mit Paris an, wo er im April 1764 in den Concerts spirituels als Solist auftrat; dort kam am 3. Dez. seine komische Oper Le mariage, par capitulation in der Comédie italienne zur Aufführung.

Nach Entlassung aus dem Dienst in Stuttgart (vermutlich Ende 1765) war Rudolph in Paris zunächst in der Kapelle des bourbonischen Prinzen Conti, gegen 1770 in der »musique des petits appartements du roi« (Fétis) tätig und wurde 1773 Mitglied der Königlichen Hofkapelle.

1778 kam er hier, wahrscheinlich durch Vermittlung Noverres, mit W.A. Mozart in Verbindung, der am 14. Mai 1778 an L. Mozart schrieb:

Rudolph | der waldhornist | ist [durchstrichen: fier?] hier in königlichen Diensten, und mein sehr guter freünd. er versteht die Composition aus dem grund, und schreibt schön. Dieser hat mir die organisten stelle angetragen zu Versailles, wen ich sie anehmen will. sie trägt das jahr 2000 liv:res; da muß ich aber 6 Monath zu Versailles leben. die übrigen 6 zu Paris, oder wo ich will. ich glaube aber nicht das ich es anehmen werde. ich muß guter freünde rath darüber hören. 2000 liv:res ist doch kein so grosses geld. in teütscher Münze freylich, aber hier nicht.

1784 wurde Rudolph an der neugegründeten École royale de chant et de déclamation Lehrer für Elementarlehre und Komposition und veröffentlichte 1786 seine bekannten Gesangsstudien Solfèges. Infolge der Revolution 1789 entlassen, soll er einige Jahre Kapellmeister am Théâtre de la Cité gewesen sein (Fétis). 1798 erhielt er wieder eine Professur für Musiktheorie am Consvatoire und brachte 1799 das Lehrbuch Théorie d'accompagnement et de composition heraus. 1802 trat er in den Ruhestand und war bis zu seinem Tode Privatlehrer in Paris.

 Werke.

A. Ballette:

  • Renaud et Armide (11. Febr. 1761 Stuttgart)
  • Psyche et l'Amour u. La Mort d'Hercule (11. Febr. 1762 Ludwigsburg)
  • Médée et Jason (11. Febr. 1763 ebda., erw. Neufassung 30. Jan. 1780 Paris, Opéra)
  • Apelles et Campaspe (1. Okt. 1776 Paris).


B. Opern:

  • Le mariage par capitulation (L.H. Dancourt), op. com. 1 Akt (3. Dez. 1764 Paris, Comédie ital.)
  • L'Aveugle de Palmire (Desfontaines), op. com. 2 Akte (1767 Ludwigsburg)
  • Ismenor (Desfontaines), Ballettoper (17. Nov. 1773 Versailles, zur Vermählung des Grafen v. Artois m. Maria Theresia v. Savoyen)


C. Instrumentalwerke (z.T. verschollen):Rodolphe 1. Concerto pour Cor

  • Premier Concerto. für Horn, Paris, Sieber (leider in Paris in der BNF ohne Hornstimme, siehe Bild)
  • Deuxiéme Conc. für Horn, Paris, Bailleux
  • 24 Fanfares für 3 Hörner., Bailleux
  • Duos f. 2 Violinen, 3 Bde., Bailleux
  • Études f.Violine, Bailleux
  • Étude pour le Violon, composée de trente-six morceaux de différents genres, Paris, Pleyel.


D. Schriften:

  • Solfèges ou nouvelle Méthode de Musique, 2 Tle., Paris 1786, Boyer, Paris 2/1790, Lobry
  • Théorie d'accompagnement et de composition, Paris 1799, Naderman.


Quellen: H. Abert, Einl. zu DDT 43/44; ders., J.G. Noverre u. sein Einfluß auf die dramatische Ballettkompos. in JbP XV, 1908; ders., Die dramatische Musik in Herzog Karl Eugen v. Württemberg u. seine Zeit, H. 7, Eßlingen 1905, Neff; ders., Niccolo Jommelli als Opernkomp., Halle 1908, Niemeyer; AdlerH; EitnerQ; FetisB; R. Krauß, Das Stuttgarter Hoftheater, Stg. 1908, Metzler; E.H. Müller v. Asow, Briefe W.A. Mozarts ; Metzner; Chr. F.D. Schubart, Gesammelte Schriften u. Schicksale V, Stg. 1839, Scheible; J. Sittard, Zur Geschichte der Musik u. des Theaters am Württ. Hofe II, Stg. 1891; J. Uriot, Beschreibung der Feyerlichkeiten des Jahres 1763, Stg. 1763.MGG 1986

 

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